The blockchain as a tally stick

Tally Stick – Image: Sandstone, SAM PC 1 – Tally sticks 1 – Item 06, CC BY 3.0

Die Blockchain habe ihre Wurzeln keineswegs in der Erfindung des Bitcoin sondern weit früher, so Maurizio Ferraris, Universität Turin. Ferraris berichtet in der Neuen Zürcher Zeitung von 35 000 Jahre alten neolithischen Tierknochen aus den südafrikanischen Lebombo-Bergen. Diese Tierknochen besitzen Kerben also Aufzeichnungen und seien damit die frühesten bekannten Vorläufer der Kerbhölzer oder Kerbstöcke. Ferraris beschreibt die Grundidee des Kerbstocks als äußerst einfach: Bei dieser genauso primitiven wie raffinierten Technik werden zwei Stöcke nebeneinandergelegt und quer eingeritzt, wobei jede Kerbe einer Schuld entspricht. Der Gläubiger nimmt einen Stock, der Schuldner den anderen. Der Gläubiger wird keine Kerbe hinzufügen und der Schuldner keine beseitigen können, da der Vergleich der zwei Stöcke die Fälschung sofort offenbaren würde.

Ferraris zieht nun den unmittelbaren Vergleich zur Blockchain. Denn diese Erfindung -die uns als die größte Neuheit unserer Zeit erscheine – sei  nichts anderes als ein weltweites, auf unzählige Computer ausgeweitetes Kerbholz. Anstelle eines von zwei Personen geteilten Zählstabs hätten wir es mit einer Spur zu tun, die auf möglichst vielen Festplatten gespeichert wird, damit das Hinzufügen oder Löschen von Spuren (Blöcken) verhindert wird.

Ferraris These ist charmant, aber unrichtig. Es fehlt tatsächlich ein Anlass, mehr als zwei Kerbhölzer zu ritzen. Dies wäre mit gleicher Technik einfach möglich, allerdings ist kein einziges dreistückiges Kerbholz bekannt. Von einer frühen Blockchain kann also keine Rede sein. Vor allem setzte die Verwendung von Kerbhölzern einen unmittelbar  persönlichen Kontakt zwischen zwei Personen, die eine Handelsbeziehung haben, voraus. Diese Vorrausetzung fehlt bei der Verwendung einer Blockchain, die im Gegenteil einander unbekannte Teilnehmer in einem dezentralen Netzwerk beinhaltet.

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